Spenden für den Erhalt einer Kantoren- oder Pfarrstelle? Spenden für die Renovierung eines Gemeindehauses, die Sanierung eines Seilgartens oder die Einrichtung einer sicheren Wohnung der Prostituiertenberatung? Alltägliche Projekte in unseren Gemeinden und Einrichtungen.
Doch die meisten SpenderInnen wollen keine Arbeitsplätze, Renovierungsarbeiten oder andere Anschaffungen unterstützen. Diese Dinge sind alle nur Mittel zum Zweck.
Diese Einsicht geht bei der alltäglichen Arbeit in den Vorständen unserer Einrichtungen schnell wieder einmal verloren. Die interne Betriebsblindheit will immer wieder geheilt werden. Dabei hilft einer der wichtigsten Fundraising-Weisheiten:
“Menschen geben Menschen” (“People give to people”)
Bei der Werbung um Spenden muss folglich unser Auftrag im Vordergrund stehen. Was trägt unsere Arbeit zum Gemeinwesen bei? Inwiefern macht unsere Arbeit als Gemeinde oder Verein das Leben anderer Menschen (und auch von Tieren) besser? Was bewirkt unser Handeln?
Konkret bedeutet das, dass wir erklären müssen, was z.B. die kirchenmusikalische Arbeit in unserer Gemeinde für die Gemeinde und ihre Mitglieder bedeutet. Sie trägt z.B. zur Lebendigkeit der Gemeinde bei, ist mit seinen Ensembles ein sozialer Faktor, spricht Menschen auf ihre Lebensfragen und ihren Glauben an.
Oder bei der o.g. Prostituiertenberatung: Sie hat u.a. das Ziel, Frauen bei ihrem Ausstieg aus den Zwangsprostitution zu unterstützen und zu beschützen.
Das sind die Werte und Ziele, die die SpenderInnen unterstützen wollen. Und dafür sind sie dann auch bereit, für die notwendigen Mittel zu spenden. Empathie ist der Schlüssel für eine gelingende Kommunikation der eigenen Spendenzwecke.
(Bild: © S.-Hofschlaeger / pixelio.de)
Letztendlich unterstützt hier jeder jeden und das ist ja das tolle daran. Kein Wunder also, dass dies immer häufiger genutzt wird.
Tut mir leid, aber „People give to people“ heißt „Menschen spenden an Menschen“. Menschen spenden für Menschen, Tiere, das Klima, Kulturgüter, Landschaften, zu errichtende oder restaurierende Gebäude. Gemeint ist, dass Förder*innen geben, weil ihnen die Menschen, die sie um Gaben bitten, sympathisch sind oder leid tun oder ihr Anliegen besonders überzeugend oder besonders nachdrücklich vertreten. In dieser Rolle befinden sich Fundraiser*innen, ganz gleich ob professionelle oder gelegentliche. Wenn ein Anliegen von den Menschen, die es vertreten, besonders überzeugend präsentiert wird, geben Menschen für fast alles. Wir sehen das nicht nur bei Anlassspenden oder Benefizgalas, bei denen der Spendenzweck fast egal ist. Menschen spenden für Menschen, Tiere, das Klima, Kulturgüter, Landschaften, zu errichtende oder restaurierende Gebäude.Umgekehrt gilt das Gleiche: Wenn Menschen Bittende nicht mögen, geben sie auch nichts.
Lieber Herr Müllerleile! Sie haben natürlich recht, „People give to people“ müsste präziser mit “ Menschen geben Menschen“ übersetzt werden. Doch damit ist dieser Satz hinsichtlich seiner Aussage immer noch offen. Allein der Kontext bestimmt, ob es um die Gabe für die bedürftige oder an die sammelnde Person geht. Und beide Lesarten und Erfahrungen gibt es. Mit beiden Lesarten verbinden sich grundlegende Weisheiten im Fundraising. Die Menschen spenden z.B. eben wesentlich zurückhaltender für einen gynäkologischen Untersuchungsstuhl als dafür, das in der Zwangsprostitution ausgebeutete Frauen ohne Krankenversicherung medizinische Hilfe erfahren. Mir ging es um diesen Aspekt und diese Lesart, deswegen trägt der Beitrag auch die deutsche Überschrift. Verschiedentlich wird darauf hingewiesen, dass die Sentenz ja vollständig „People give to people – to help people“ lautet (z.B. Strategic Planning in Social Service Organizations: A Practical Guide von Gayla Rogers, Donna Shirley Finley, John Robert, p.197). Sie sollte wirklich nicht verkürzt werden. Mit der ausführlichen Fassung wird der Zusammenhang zwischen den beiden Aspekten, die wir hier besprechen, betont und „people“ jeweils logisch bestimmt.
Wahrscheinlich wäre es besser, genau diese längere Sentenz vorzustellen. Vielleicht mache ich das bei Gelegenheit. Vielen Dank für die Anregung.